BGM-Prozess: Ergebniskontrolle

Im finalen Schritt des BGM-Prozesses steht die Ergebniskontrolle im Fokus: Hier prüfen Sie, ob die umgesetzten Maßnahmen tatsächlich die gewünschten Effekte erzielt haben. Mit einer strukturierten Evaluation lässt sich der Erfolg des Gesundheitsmanagements messen und gezielt optimieren, um langfristig eine gesunde Arbeitskultur zu fördern.

Die Einführung des Gesundheitsmanagements ist ein Lernprozess: Veränderungen gelingen nicht auf Anhieb, einzelne Maßnahmen werden nicht angenommen oder haben nicht die erhoffte Wirkung. Nachbesserungen oder das Verwerfen von Maßnahmen sind Teil des Optimierungsprozesses. Sind wir auf dem richtigen Weg? Sind die Maßnahmen wirksam? Werden die Maßnahmen von den Beschäftigten angenommen? Eine systematische und kontinuierliche Überprüfung, Bewertung und gegebenenfalls Nachsteuerung der Maßnahmen ist unumgänglich. Dabei gilt es, die gesteckten Ziele nicht aus den Augen zu verlieren.

 

  • “Ohne Kenntnis der Ziele ist eine spätere Erfolgskontrolle nicht möglich und das Gesundheitsmanagement lässt sich nicht kontinuierlich verbessern.”

Was bedeutet überhaupt Evaluation?

 

Die Evaluation ist ein formalisiertes Verfahren, das von Fachverantwortlichen oder Expert:innen durchgeführt wird. Es bezieht sich auf einen Untersuchungsgegenstand, der klar abgegrenzt ist. Die Bewertungskriterien sind dabei klar definiert und offengelegt. Die Infos, auf denen die Bewertung basiert, ergeben sich aus der systematischen Datenerhebung. Die Evaluation liefert die Grundlage für das Controlling, also die Steuerung des BGM-Prozesses.

 

 

Was Sie durch eine Evaluation gewinnen

  • Eine Evaluation belegt positive Auswirkungen von Maßnahmen und identifiziert mögliche Schwachstellen, die Sie im nächsten Prozesszyklus korrigieren können.
  • Sie macht die “Nützlichkeit” von BGM sichtbar und erlaubt es, BGM zu begründen und zu verbessern.
  • Sie können die Erfolge Ihres BGM fundiert kommunizieren.

 

Was Sie eventuell befürchten müssen/können

  • Transparenz wirft ein Licht auf Erfolge, aber auch Misserfolge Ihres BGM. Viele Beteiligte befürchten deshalb, dass Missstände in Projekten auf sie zurückfallen.  Das erfordert einen gesunden Umgang mit Kritik.

 

Was Sie gegen diese Befürchtungen tun können

  • Den BGM-Auftrag durch die Betriebsleitung regelmäßig bestätigen lassen.
  • Höhere Hierarchieebenen in der Vorbereitung und Planung einbinden, um Verantwortung zu teilen.
  • Damit stärken Sie auch eine positive Feedbackkultur in der Organisation.

 

 

Evaluationsmethode wählen

 

Welche Evaluationsmethode sie wählen, hängt grundsätzlich vom Kontext ab: Welche Fragen wollen Sie beantworten und wann wollen Sie sie stellen? Deshalb haben sich drei verschiedene Varianten der Evaluation bewährt.

Varianten der Evaluation

  1. Prospektiv
    Evaluation von Planungen & Strukturen, bevor sie umgesetzt werden.
  2. Formativ
    Evaluation von Maßnahmen, während sie durchgeführt werden.
  3. Summativ
    Evaluation von Maßnahmen, nachdem sie abgeschlossen wurden.

 

Prospektive Evaluation

  • Vorausschauend: Prüfung und Bewertung von Planungen, Strukturen und Entscheidungen, bevor sie umgesetzt werden. Anhand von Hypothesen und Erfahrungen aus anderen Prozessen prüfen Sie, ob die gesetzten Ziele erreicht werden können.
  • Setzt sich häufig als prozessbegleitende Evaluation fort.
  • Beispiel: Einschätzung gewinnen, ob ein Stressmanagement-Coaching für Führungskräfte erfolgreich sein kann.

 

 

Formative Evaluation

  • Prozessbegleitend: Sie evaluieren, während Sie Maßnahmen durchführen. Sie untersuchen sie in regelmäßigen Abständen und erheben Zwischenresultate. Dadurch können Sie laufende Maßnahmen anpassen und optimieren.
  • Im Verlauf können Sie subjektive Eindrücke von Beschäftigten erhalten.
  • Die Ergebnisse werden am Ende des Prozesses mit den Erkenntnissen aus der ergebnisorientierten Evaluation abgeglichen.
  • Beispiel: Den Wandel hin zu einer gesunden Führungskultur, der im Unternehmen über mehrere Jahre gestaltet wird, fortlaufend überprüfen und beurteilen.

 

 

Summative Evaluation

  • Ergebnisorientiert: Sie evaluieren, nachdem eine Maßnahme abgeschlossen wurde. Damit können Sie deren Wirksamkeit zusammenfassend bewerten.
  • Die ergebnisorientierte Evaluation kann sich auf verschiedene Aspekte beziehen – etwa die Konzeption, Durchführung oder Effizienz der Maßnahme.
  • Beispiel: Überprüfung, wie wirksam die Einführung von Yoga-Kursen oder Rückenschulen in Betrieb war.
     

 

Wer ist für die Evaluation verantwortlich?

 

Es gibt keine einheitliche Antwort darauf, wer für die Evaluation zuständig ist. Das ist in jedem Unternehmen unterschiedlich. Meist bietet es sich an, die Evaluation dort einzubinden, wo auch die Verantwortung für das BGM liegt. Klar ist aber, dass die Evaluation Fachpersonal, Zeit und Geld benötigt. Fehlt eigenes Personal, ist auch die Einbindung externer Expert:innen denkbar. Trotzdem braucht es im Unternehmen weiterhin eine Stelle, die die Evaluation koordiniert.

 

 

Die Evaluation umsetzen

 

Nicht jede Kennzahl ist gleich wichtig. Beschränken Sie sich bei der Bewertung deshalb auf wenige, aber aussagekräftige Parameter. Besonders auf jene, die für die Verbesserung und Weiterentwicklung Ihres BGM wichtig und unverzichtbar sind. Hinterfragen Sie immer, ob ein Parameter relevant oder nur ein Nice-to-know ist.

 

In der Praxis berücksichtigt die Ergebniskontrolle häufig verschiedene Ebenen – von den strategischen Zielen bis zur operativen Umsetzung. Das heißt:

 

  • Übergeordnete Ziele, die in der Vorbereitung festgelegt wurden.
  • Handlungsschwerpunkte
  • Umgesetzte verhaltens- oder verhältnisorientierte Maßnahmen
     

 

Auf diesen drei Ebenen werden dann folgende Dimensionen bewertet:

 

  • Ergebnisqualität: Wurden die festgelegten Ziele erreicht?
  • Strukturqualität: Wurden die notwendigen Strukturen und Ressourcen geschaffen, um die gesteckten Ziele zu erreichen?
  • Prozessqualität: Wurden die festgelegten Strukturen, Aktivitäten usw. wie geplant umgesetzt?

 

Wie ein Kennzahlensystem in der Praxis aussehen kann, zeigt das BMI am Beispiel einer Stadtverwaltung.

 

Evaluation im BGM: Werkzeuge und Methoden

 

Wie erheben Sie nun Kennzahlen? Dafür gibt es einige Methoden und Werkzeuge. Welche Sie genau wählen, hängt davon ab, was Sie evaluieren wollen – und welche Ressourcen verfügbar sind. Viele davon haben Sie in der Bedarfsanalyse bereits kennengelernt. Einen kompakten Überblick finden Sie in unseren Downloads.

 

 

Evaluationsmethoden im BGM

 

  • Fragebögen: Standardisiert, selbstentwickelt
  • Interviews: Standardisiert, teilstandardisiert, unstrukturiert, Experteninterview
  • Gruppenverfahren: Workshop, Gruppendiskussion, World Café
  • Analysen, Abfragen, Checks: Wissenstest (auch über Apps möglich), Auswertung von Statistiken und Kennzahlen, Berechnung von Effektstärken
  • Begehung: Belastungen und erreichte Verbesserungen an Arbeitsplätzen identifizieren und auswerten.

 

Nach der Evaluation ist vor der Evaluation.

 

Sie haben fleißig gesundheitsfördernde Maßnahmen im Betrieb geplant, durchgeführt und evaluiert – idealerweise mit positivem Ergebnis. Ist Ihr BGM damit abgeschlossen? Natürlich nicht. BGM ist ein Kreislauf aus Analyse, Zieldefinition, Maßnahmenplanung, Umsetzung und Evaluation. Nur als kontinuierlicher, iterativer Verbesserungsprozess kann sich nachhaltiger Erfolg einstellen. Für Sie bedeutet das also: Rein in die Analyse und weiter geht’s.